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Interviewreihe „22“: Jan Viebahn
„Der Hoppelfox und die Gewäsch-Schublade“
Bevor der Oktober zu Ende geht, habe ich heute noch ein Interview für dich. Unsere heutige „22“: Jan Viebahn
Aus dem Lande Yrangir kommt er her. Er sagt dir, es – weihnachtet sehr? Noch nicht ganz und aus Yrangir kommt er auch nicht wirklich, sondern aus Bonn, wo Jan düstere Fantasy schreibt. Mit seiner berührenden Kurzgeschichte „Jamil und die Schwerkraft“ zeigt er allerdings auch, welche andere Seite an ihm ist. Heißen wir einen Autor mit Feuer im Herzen und Leidenschaft im Schreibstift (oder auch umgekehrt) herzlich willkommen im Kreis der 22iger.
Stöberlink: https://yrangir.de/
1. Bitte stelle dich uns kurz in 3-5 Sätzen vor.
Mein Name ist Jan Viebahn, ich bin bisher Autor in Sachen Dark Fantasy und Satire als Selfpublisher. Ich bin Heavy Metal Fan durch und durch und hole mir jeden Morgen bei Radio Bob – Rock und Pop neue Inspiration. Außerdem bin ich ein Hundenarr, fast mein ganzes Leben hat der beste Freund des Menschen mich begleitet, nur von Trauerpausen unterbrochen. Und ich halte es da mit einem Ausspruch, von dem ich leider jetzt nicht mehr weiß, wer in getätigt hat: „Wenn Hunde nicht in den Himmel dürfen, dann will ich, wenn ich sterbe, dorthin gehen, wo die Hunde hingehen.“
2. Wie lautet der Titel deines aktuellen Buches? In welchem Genre spielt es und worum geht es in der Geschichte?
Mein aktuelles Buch ist der dritte Teil meiner Yrangir-Dark-Fantasy-Trilogie. Der Titel lautet „Das Vermächtnis des Okrip“. Es handelt von dem endgültigen Konflikt auf Yrangir. Die chaosgläubigen Hitarii, die die Orks unterjocht haben, kämpfen gegen das Menschenreich und wollen es nun endgültig unterwerfen. Dazu haben sie einen wirklich mächtigen Trumpf in der Hand. Es bricht also offener Krieg in Yrangir aus, denn der derzeitige Kaiser ist nicht von der zurückhaltenden Sorte. Aber es besteht ein Hoffnungsschimmer, denn Okrip, der Vater aller Orks ist endlich wieder erwacht. Auch Erkar Bodin aus Band 2 und viele andere alte Bekannte mischen wieder mit. Ich hoffe, ich verspreche euch nicht zu viel, wenn ich sage, es ist ein spannendes Ende der Trilogie ?.
Übrigens ist derzeit Band 1 der Trilogie „Schwarzes Licht“ für nur 99 Cent als Ebook zum Einsteigerpreis zu haben ?.
3. Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Tja, wie bin ich zum Schreiben gekommen? Irgendwie ist es passiert ?. Es hängt damit zusammen, dass ich Frührentner aufgrund mehrerer schwerer chronischer lebenslänglicher Erkrankungen bin und einfach eine schöne Sache gesucht habe, die mir Spaß macht und wo ich ein bisschen was zu meiner doch recht überschaubaren Rente hinzuverdienen kann.
4. Was kann man deiner Meinung nach am Schreiben lernen und was kann man nicht lernen?
Beim Schreiben kann man eine Menge über sich selbst lernen. Gerade wenn die Figuren auf einmal etwas machen, was man nie erwartet hätte und ihnen nicht zugetraut hätte. Ich denke, das sind die Momente, wo dann unbewusst etwas von der eigenen Persönlichkeit mit einfließt, von dem man gar nicht so gedacht hätte, dass es in einem wohnt. Man kann sicherlich auch lernen, sich besser auszudrücken, wenn man einige Millionen Zeichen zu Papier gebracht hat, aber das eigentliche Lernen eines Schriftstellers findet meiner Meinung nach beim Lesen statt, nicht beim Schreiben.
5. Was ist deine Lieblingsaufgabe beim Schreibprozess und was magst du daran nicht (etwa Klappentext schreiben o.ä.) ?
Meine Lieblingsaufgabe ist es, wenn ich vor einem leeren Bildschirm oder einer angefangenen Geschichte sitze und die einfach frei Schnauze und ohne auf irgendwelche Formalitäten achten zu müssen, entwickeln kann. Das macht so richtig fett Spaß ?!
Was ich gar nicht mag, ist die zwar leider notwendige, aber irgendwann nach dem gefühlt 1000sten Durchgang, nervige Überarbeitung des Ganzen. Ich versuche immer auf 100% des mir möglichen zu kommen. Das ist schon oft eine echte Durststrecke.
6. Woran verzweifelst du manchmal als Autor?
Da ich Selfpublisher bin, habe ich die ungeliebte Aufgabe meine Bücher noch mehr als Verlagsautoren selbst zu bewerben. Das ist eine Sache, die mir einfach nicht so liegt. Ich schreibe gern, aber die Vermarktung der Bücher ist immer noch ein Buch mit sieben Siegeln für mich, obwohl ich denke, ich habe doch schon einiges dazu gelernt.
7. Wie kommst du auf die Ideen für deine Bücher?
Die Ideen? Das weiß ich gar nicht so recht. Irgendwie entstehen die in den verrücktesten Momenten. Das Meiste allerdings bei den langen Spaziergängen mit meinem Hund. Da bekommt man den Kopf so schön frei, dass er sich mit allem Möglichen wieder füllen kann. Dafür habe ich immer ein Notizbuch dabei, in das ich die neusten Ideen vermerke.
8. Welches deiner geschriebenen Bücher ist dein persönlicher Liebling?
Mein persönlicher Liebling meiner Bücher ist das „Handbuch der Dämonenkunde“. Leider gab es da ja ein bisschen Ärger, so dass ich es zunächst zurückgezogen habe. Aber ich plane es mit noch einigen Ergänzungen und Änderungen doch dann nun wieder herauszubringen.
9. Wer liest deine Manuskripte zuerst?
Meine bessere Hälfte ist diejenige, die alles zuerst liest. Sie ist eine harte, aber auch wirklich tolle, kreative Kritikerin mit Sinn für Perfektion.
10. Wie lange überarbeitest du dein Manuskript, bis du sagst: „Jetzt kann ich es auch anderen vorlegen?“
Im Schnitt sind es etwas zehn Durchgänge nach Fertigstellung, bevor es an die Testleser geht. Wenn die dann ihre Kritik geliefert haben, arbeite ich das Ganze ein und lege es nochmal meiner Frau vor. Danach erst geht es zum Lektor für Lektorat und Korrektorat.
11. In welchem Genre würdest du gern mal schreiben, hast dich aber bisher nicht getraut? Und in welchem Genre würdest du niemals schreiben?
Ich liebe Science Fiction, aber in der Art, wie ich sie gern schreiben würde, nämlich gewürzt mit einer guten Prise Humor, das trau ich mir noch nicht zu.
Was mich (tschuldigung an alle Liebhaber des Genres, ist nicht persönlich gemeint) tödlich langweilt, sind reine Liebesromane esoterischer Art. Wenn ein Liebesroman mit einer guten Fantasy- oder Science-Fiction-Story ausgebaut ist, wie etwa die „Dignity Rising“-Reihe von Hedy Loewe, welche eine futuristische Dystopie mit aber durchaus auch Liebesgeschichtenelementen und ohne viel Esoterik ist, dann lese ich sowas aber auch gern.
12. Gibt es AutorInnen, die du bewunderst, die ein Vorbild für dich sind?
Ja, ich könnte jetzt viele große Autoren nennen, möchte aber meinen guten Freund Uwe Hermann, der gerade den deutschen Science-Fiction-Preis und auch den Kurd-Laßwitz-Preis mit einigen seiner Kurzgeschichten gewonnen hat, nennen. Seine Art, die Dinge mit herrlichem schwarzen Humor rüberzubringen, fasziniert mich jedes Mal wieder völlig!
13. Was macht für dich Erfolg als Autor aus?
Mmhh. Erfolg als Autor? Gelesen zu werden. Nichts ist für einen Autor schlimmer, als in die Schublade „Uninteressantes Gewäsch“ abgeschoben und fortan ignoriert zu werden.
14. Würdest du in Bezug auf deine Bücher alles noch einmal so machen?
Nein. Ich habe den zweiten Band meiner Yrangir-Trilogie zu früh herausgebracht. Das Buch hat ein böses offenes Ende und gerade in der Zeit, bis der dritte Teil dann fertig war, habe ich schon öfter mal zu hören gekriegt, dass ich da zu meinen Lesern ganz schön gemein war. Das würde ich so nicht wieder machen. Sorry nochmal dafür.
15. Was sagst du zum Konkurrenzkampf unter den AutorInnen insbesondere dazu, dass manche AutorInnen anderen absichtlich schlechte Bewertungen geben, um ihnen eins auszuwischen? Hast du so etwas unter Umständen vielleicht selbst schon mal erlebt?
Konkurrenzkampf unter Autoren finde ich generell schwachsinnig. Wenn man bedenkt, dass ein Buch in vielleicht einer Woche gelesen ist oder auch zweien, dann gibt es immer genügend Nachfrage. Wer denn, wenn nicht wir Autoren sollte zusammenhalten? Die Verlage mit uns? Nein, ganz bestimmt nicht, die gehen doch heutzutage nur noch auf die Suche nach Büchern, die schon super laufen, um dann möglichst die Kuh noch mitzumelken.
16. Was war das Schlimmste, Ärgerlichste, Unschönste, was dir als AutorIn bisher passiert ist und was das Schönste?
Diese Geschichte mit dem „Bundesamt für magische Wesen“ war das, was mich am meisten enttäuscht hat in meiner bisherigen Autorenlaufbahn. Anfangs haben mehrere hundert Autoren in toller völlig demokratischer Art ihrer Kreativität freien Lauf gelassen. Dann hat leider schließlich ein gewisser Herr, den ich hier jetzt nicht nennen möchte, sonst droht der direkt wieder mit dem Anwalt, das Amt an sich gerissen und es zu einer „Ein-Mann-Show mit Therapiebedarf“ gemacht. Dieser Ausdruck stammt übrigens nicht von mir, sondern von einem anderen Exmitglied des Amtes, der wie die meisten anderen auch herausgeworfen oder vergrault wurde. In diesem Zusammenhang musste ich ja auch das „Handbuch der Dämonenkunde“ zurückziehen. Denn ich hatte in der Titelei den Namen des Amtes, sowie das Logo genutzt und zwei Jahre, nachdem es draußen war, machte der gewisse Herr einen Verlag aus „seinem“ Amt und schrieb mir, er hätte sich die Rechte für die Namensgebung des Amtes, sowie des Logos gesichert und ich dürfe die nicht mehr verwenden. Dazu muss ich sagen, meiner Meinung nach entstand beides damals im Gespräch mit vielen Autoren in der Facebookgruppe, die das Amt initiierte. Aber gut, er hat sich das wohl sichern lassen und um weiteren Ärger zu vermeiden, habe ich mein Handbuch zurückgezogen.
17. Wie motivierst du dich, wenn die Dinge nicht so laufen, wie du es dir vorgestellt hast?
Tja, da geh ich wie gesagt meist erstmal eine lange Runde mit meinem Hund und denke drüber nach, wie die Sachen denn jetzt genau gelaufen sind und was man besser machen könnte. Meistens komme ich dann zu irgendeiner Idee, die ich dann angehe.
18. Woran liegt es deiner Meinung nach, dass manche Autoren es schaffen in der Bücherwelt und andere nicht und hast du Tipps?
Puh, das ist so ne Frage, die echt schwierig zu beantworten ist. Ich selbst habe es ja auch bisher nicht in grandiose Höhen geschafft. Ich denke, es hängt viel damit zusammen, dass man einfach auch in schlechten Zeiten durchhält und weitermacht, komme was da wolle. Den Rest kann man Zufall nennen oder Glück oder Schicksal, ich weiß es nicht ?.
19. Viele AutorInnen sind eher zurückhaltend und schüchtern, besonders wenn es um Lesungen und Messeauftritte geht. Hast du einen Rat für sie?
Das trifft auf mich auch zu. Ich helfe mir in diesem Fall mit Lesungen im Internet. Da kann man in Ruhe das Ganze so oft einlesen, wie es nötig ist, damit es gut genug für einen öffentlichen Auftritt ist. Das ist nämlich mein Hauptproblem bei der Sache Lesungen. Ich verhaspele mich einfach tierisch oft und dann soll man sowas auch lassen. Ich selbst mag auch keine stümperhaften Auftritte, da möchte ich die meinen Lesern auch nicht zumuten.
20. Welche AutorInnen und Bücher hätten es deiner Meinung nach verdient, mehr Beachtung zu bekommen?
Da möchte ich jetzt nochmal generell einen Stein für die Selfpublisher ins Brett setzen. Es gibt unter ihnen wirklich eine Menge Perlen zu entdecken. Klar, manch einer gibt sich nicht so viel Mühe, aber viele, wirklich viele schreiben völlig mit Herzblut und tun alles, um dem Leser eine tolle Arbeit vorzulegen und das oft zu einem lächerlich kleinen Preis. Meiner Meinung nach sind die Zeiten vorbei, in denen ein Buch nur gut war, wenn es bei einem Verlag herausgebracht wurde. Im Gegenteil, dadurch dass viele Selfpublisher das als Hobby betreiben und sich so viel mehr Zeit lassen können, gibt es in vielen Fällen viel bessere Bücher als die von den Verlagen, die im Hoppelfox unter Zeitdruck zusammengeschustert wurden.
21. Welche Bücher liest du selbst gerne und welche kommen dir gar nicht erst ins Regal?
Ich lese selbst sehr gerne und so gut wie alles, was mir in die Finger kommt. Es gibt eigentlich nur zwei Ausnahmen. Zum einen sind es so richtig knallharte Psychothriller, die ich nicht mag, und zum anderen esoterisch angehauchte Liebesromane.
22. Wovon träumst du als Autor? Gibt es einen Wunsch, den du mit uns teilen würdest?
Als Autor träume ich davon, ein Buch zu schreiben, das die Menschen wirklich aufrüttelt und zwar genau so gut wie z.B. Harald Lesch und Volker Pispers es tun. Das ist natürlich schwierig, da ich nicht mit dem erhobenen Zeigefinger daherkommen möchte. Aber ich habe ein Projekt angefangen, das vielleicht genau so etwas werden könnte. Denn die Leute müssen aufhören, sich selbst zu belügen, was unseren Planeten, die Umwelt, die Tiere, Pflanzen und andere Menschen betrifft. Die Ressourcen sind nicht endlos, wie viele sich offenbar vorgaukeln, und die Systeme sind nicht in Stein gemeißelt. Man kann was tun, um diese unsere Erde zu einem besseren Ort für alle zu machen. Das versuche ich jetzt schon, indem ich Organisationen wie Avaaz. Campact, Sumofus, Change usw. unterstütze und auf sie aufmerksam mache. Versteht mich bitte nicht falsch, ich schreie nicht nach Revolution, gerade wir hier im Westen haben es echt gut im Vergleich zur restlichen Welt. Dennoch gibt es viele Ungerechtigkeiten zu bemängeln. Unser Planet verfügt über unglaublichen Reichtum, der für alle mehr als reichen würde, wenn er denn gerecht verteilt würde. Dem ist aber leider nicht so und zwar deswegen, weil meiner Meinung nach gerade die Reichen und Mächtigen nur an ihren eigenen Vorteil denken. Das sollte anders sein. Gerade in der Politik sollte eine „Renaissance des Anstandes“ stattfinden, damit die mittlerweile weltumspannenden Multikonzerne in ihre Schranken gewiesen werden und nicht mehr alles nur wegen Profitgier kaputt machen dürfen.
Meine gute Freundin Tatjana Flade zeichnet hier übrigens in ihrer „ – im Fadenkreuz – Reihe“ eine interessante Sicht der Dinge, wie sich unsere politische Situation in den nächsten Jahren entwickeln könnte, wenn keiner was tut.
Zum Abschluss noch ein paar Fun-Fragen. Bitte wähle eines aus:
1. Spaghetti oder Kartoffeln?
Spaghetti Bolognese, einer meiner Leibspeisen ?. Andererseits Rosmarinkartoffeln auch echt lecker! Ihr seht schon, ich esse gern ?.
2. Kaffee oder Tee?
Kaffee zum wach werden, Tee für die Gesundheit.
3. Fleisch oder Gemüse?
Fleisch, aber es muss bei mir schon Fleisch von Tieren sein, die glücklich gelebt haben. Massentierhaltung ist ein Frevel gegen das Gute.
4. Kekse oder Gummibärchen?
Kekse, aus dem Gummibärchenalter bin ich raus ?.
5. Strand- oder Städteurlaub?
Wenn schon dann Städteurlaub, wobei mir Natururlaub noch lieber ist, aber mit reinem Strandurlaub kann ich nichts anfangen.
6. Lesen oder fernsehen?
Eindeutig Lesen, auch meine kleinen Töchter wissen: Der Fernseher ist fast immer schwarz, es sei denn es läuft Fußballweltmeisterschaft oder dergleichen.
7. „Game of Thrones“ oder „Rote Rosen“?
Eigentlich „Game of Thrones“, aber ich kann nicht gut ertragen, wenn mit Hunden was Schlimmes passiert. Von daher ist das jetzt nicht so meine Lieblingsfantasyreihe. Hab da wohl ne Macke ?.
8. Treppen laufen oder Fahrstuhl fahren?
Treppen laufen. Bewegung hält gesund!
9. SonnenanbeterIn oder Kind der Dunkelheit?
Eher Kind der Dunkelheit, wobei ich mittlerweile immer echt früh schlafe, aber das Leben mit kleinen Kindern fängt halt nun mal spätestens um halb 6 an ?.
10. Klatschmagazin oder Nachrichten?
Beides nicht so gern. Meiner Meinung nach sollten die Medien mal auf die wirklich wichtigen Probleme hinweisen, anstatt immer nur neue mehr oder weniger unwichtige Hiobsbotschaften zu verbreiten.